In Teil 2 meiner Serie „Ausmisten mit Kindern“ geht es um die Vorbereitung und die Einstellung zum Projekt „Aussortieren im Kinderzimmer“. Das Mindset, wie man wohl heute sagt. Was brauchst du und wie solltet Ihr drauf sein, damit das Ausmisten gelingt?
Die Artikel der Serie:
- Teil 1: Aussortieren im Kinderzimmer – allein oder mit Kind?
- Teil 2: Liest du gerade.
- Weitere Teile sind in Vorbereitung – hier geht es zum Newsletter, dann verpasst du nichts mehr.
Wichtig: Erstmal selbst ausmisten
Schlechte Nachrichten immer gern zuerst: Bevor du deinem Kind das große, grundlegende Aussortieren anträgst, bereite das am besten von langer Hand vor: Geh erstmal an deine eigenen Sachen ran. Sprich nebenbei positiv von deinen Erfolgen.
„Hach, ich muss gar nicht so viel aufräumen, weil ich so viel aussortiert habe. Wie schön!“
Vielleicht kann dein Kind dir sogar helfen? Zum Beispiel bei wenig gefühlsbeladenen Sachen wie dem Gewürzregal, den Putzmitteln oder dem Handtuchschrank? Dabei kannst du dann deine Loslass-Entscheidungen entsprechend kommentieren.
„Das brauche ich nicht mehr, das habe ich schon so lange nicht mehr benutzt.“
Ich erzähl dir nichts Neues, wenn ich sage: Dein Kind lernt von dir das, was du tust. Nicht das, was du sagst.
Lesetipp: Genaueres dazu, wie du deine Familie (also auch dein Kind) langfristig ans Aussortieren heranführen kannst, findest du hier: Deine Kinder und dein*e Partner*in haben zu viel Kram? So startest du das Ausmisten mit Familie
Eltern-Mindset für das Aussortieren im Kinderzimmer: Durchatmen
Bevor du das Aussortier-Projekt mit deinem Sprössling angehst, nimmst du dir am besten mal ein paar Minuten entspannte Sofazeit (natürlich gemütlich mit nem Teechen oder was du sonst gern da trinkst) für eine kleine Gedankenübung:
Verständnis für dein Kind
Mach dir zuerst folgende Punkte klar, atme durch und schließe Frieden mit ihnen:
- Das Kinderzimmer ist das Zimmer deines Kindes. Es wohnt in der Unordnung, nicht du.
- Die Sachen gehören deinem Kind. (zumindest ab ca. 3-5 Jahren (je nach Kind) relevant, siehe Teil 1 der Serie).
- Unordentlich wird es im Kinderzimmer immer sein, auch wenn man noch so gewissenhaft ausgemistet hat. (Instagram zählt da nicht! Dat is alles Schummel!)
- Im Menschen ist es eingebaut, Dinge schlecht loslassen zu können. Denn ganz früher in der Höhle bedeutete das Haben von Dingen Sicherheit. Kinder können das noch weniger hinterfragen als Erwachsene. Dein Kindelein ist wie wir alle „Opfer“ seiner Psychologie.
Verständnis für dich selbst
Denk auch freundlich und verständnisvoll an dich selbst:
Du willst, dass dein Kind aussortiert, weil du einfach die Unordnung nicht erträgst. Und weil du weißt, dass es besser für dein Kind wäre, weniger Kram zu haben und mehr Ordnung. Du willst das also aus guten, liebenden Motiven. Weil du willst, dass es froh ist.
Lob dich dafür. Du bist toll, wirklich!
Erwartungen?
Und dann – fahre deine Erwartungen gleich eine Stufe herunter:
- Es ist ok, wenn dein Kind nur sehr langsam zum Ausmist-Profi wird.
- Es muss erst lernen und üben, wie man diese Entscheidungen trifft.
- Muss erst erkennen, was die Vorteile sind und dass man sich damit gut fühlt, wenn das erste Gefühl erstmal vorbei ist.
- Es ist ein langsamer Prozess und muss in kleinen Schritten gemacht werden.
- Das ist anstrengend für die Eltern und die Kinder.
- Vielleicht musst du diverse Ausmist-Runden mit gefühlt sehr geringer „Ausbeute“ durchhalten.
- Achtung, bei Kuscheltieren am besten gleich die ganze Erwartung kompletto aussortieren: Rechne vorsichtshalber damit, dass die plüschigen Freunde niemals losgelassen werden, weil sie so gucken. (Aber wer weiß, vielleicht klappt es ja bei Euch – sag mir Bescheid und erzähl mir, wie du das gemacht hast!)

Wobei du aber bleiben solltest
Du bist Entscheider*in darüber, was neu ins Kinderzimmer kommt. (Bis auf das vom Taschengeld Gekaufte natürlich…zum Glück ist die Höhe des Taschengeldes auch dein Revier.)
Und du kannst entscheiden, ob du neuen Stauraum bereitstellst, ob du überhaupt neue Spielsachen schenkst und was du mit den schenkenden Erwachsenen in Verwandt- und Bekanntschaft besprichst.
Kinder-Mindset für das Aussortieren im Kinderzimmer: Vertrauen und Zustimmung
Sag deinem Kindelein noch ein paar Sachen, bevor Ihr Euch an die ganz konkrete Planung macht:
Nämlich, dass mal aussortiert werden muss. Weil dein Kind zu groß für die Spielsachen geworden ist und sie nicht mehr braucht. Weil es neue Sachen braucht. Und weil für die kein Platz ist, wenn nichts aussortiert wird. Und dass es außerdem super ist, wenn Aufräumen schneller geht.
Ganz wichtig: Sag deinem Kind, dass es alles selbst entscheiden kann. Du wirst nichts heimlich aussortieren. Versprochen.
Sag, dass ihr klein anfangt. Erstmal nur ein bisschen, zum Beispiel einen Schubladenschrank.
Wenn möglich: Stell in Aussicht, dass dein Kind das mit Mama oder Papa ganz allein machen kann. Zeit zu zweit ist immer gern genommen.
Sollte dein Kind gar nicht wollen, kannst du ihm eine kleine Belohnung in Aussicht stellen. Etwas, das es mag. Einmal etwas länger fernsehen? Ein Schaumbad? Nur keine neuen Sachen!
Wenn das Kind einen großen Spielzeugwunsch hat, den du ihm im Grunde erfüllen würdest, sag ihm doch, dass das erst geht, wenn das ganze Zimmer Schritt für Schritt ordentlich ausgemistet worden ist.
Du kannst auch Anlässe wie Weihnachten oder Geburtstag nutzen: Neue Geschenke passen ja gar nicht mehr ins Zimmer, wenn nicht mal aussortiert wird.
Planung und Vorbereitung
Wohin mit den Sachen?
Bevor Ihr loslegt: Überleg, wo die ausgemisteten Sachen hinkommen. Denn sie sollten nach der Aktion umgehend (!) auf Nimmerwiedersehen (!) aus dem Sichtfeld deines Kindes verschwinden.
Willst du die Sachen verkaufen? Achtung: Verkauf macht Aufwand, und zwar nicht zu knapp. Überleg dir vorher, wie hoch deine Bereitschaft ist, da Zeit reinzustecken.
Den Verkaufserlös sollte wenn möglich dein Kind bekommen. Das spornt an und macht das Loslassen leichter (das geht Erwachsenen genauso). Bei uns gibt es da nur folgende Ausnahme: Hochpreisige Gegenstände wie Möbel, Fahrrad etc., die anschließend von den Eltern durch ein neues ersetzt werden müssen. Solche Erlöse bekommen bei uns genau aus dem genannten Grund wir, die Eltern.
Du willst spenden? Finde vorher heraus, wohin du die Sachen geben kannst, was diese Stelle annimmt und wann Annahmezeit ist.
Ihr könnt die Sachen auch verschenken. Aber Achtung, das ist auch nicht für jeden ein Segen, denn auch andere Kinderzimmer sind jetzt schon zu voll. Frag vorher die Eltern und mach es vorsichtshalber so, dass die dortigen Kinder deine Frage nicht hören.
Der Rest kommt wohl oder übel in den Müll, auch wenn es schmerzt.
Lesetipp: „Ich kann das nicht wegwerfen“ – meine 3 besten Tipps für dieses Problem
Du weißt nicht, wie du entscheiden sollst, was du verkaufen, spenden oder verschenken willst? Dazu kannst du hier nachlesen: Aussortierte Sachen verkaufen oder verschenken, spenden oder wegwerfen? Entscheidungshilfe mit Checkliste
Übers Weggeben kannst du auch mit deinem Kind sprechen. Beispiele:
- Wenn wir das spenden, kann damit ein anderes Kind spielen, das sonst so ein tolles Spielzeug nicht hätte, weil die Eltern kein Geld haben.
- Wenn wir das verkaufen, bekommst du das Geld.
- Wir können XY fragen, ob sie das gebrauchen können. Erst wenn sie es nicht brauchen, spenden wir es.

Projekt-Planung
Geh nochmal sicher, dass dein Kind wirklich keine Angst davor hat, dass du ihm Sachen wegnimmst. (Ja, ich wiederhole das. Weil es so wichtig ist!)
Dann legt Ihr fest, was ausgemistet werden soll. Wenn dein Kind keinen konkreten Wunsch hat, entscheidest du das. Beispiele: Dieser Schrank, dieses Schubladenelement, dieses Regalfach, der Schreibtisch, der Nachttisch, der Fußboden etc. Das bewirkt, dass es etwas konkreter wird und nicht mehr so überwältigend ist wie das Gefühl, alles alles alles durchgehen zu müssen. (Ausmisten nach Kategorien wie es oft Erwachsene machen hat übrigens meistens keinen Sinn, weil eh alles unordentlich ist.)
Als nächstes macht Ihr Euch einen Termin und tragt ihn richtig offiziell in den Kalender ein. Falls möglich organisierst du am besten anderweitige Geschwisterbetreuung, damit das Aussortieren eine Exklusiv-Aktion werden kann.
Wichtig: Plan genug Zeit ein! (Oder mach die Ausmist-Einheit klein genug.) Denn es dauert immer, immer, immer länger als man denkt, echt! Vielleicht müsst Ihr auch auch eine Pause machen (oder mehrere), weil das Kind erschöpft ist. Es muss nämlich sehr viele Ausmist-Entscheidungen treffen, das macht schnell müde.
Und was braucht Ihr?
Zu Eurem Ausmist-Termin braucht Ihr:
- (Müll-)Tüten. Bitte am allerbesten welche, durch die man nicht hindurchsehen kann! Für Spenden gehen auch Kartons, die Ihr mit abgeben könnt.
- Einen Wäschekorb oder eine Kiste für Dinge, die einfach nur in einen anderen Raum gebracht werden müssen.
- Wenn kindseits die Begeisterung für das Projekt nicht so groß ist: Eine Portion Naschis als Zusatzlockmittel. Die könnt ihr beim Ausmisten gemeinsam verzehren. Z.B. immer wenn Ihr eine Schublade geschafft habt.
Mehr zum Ausmisten allgemein bekommst du übrigens in einer praktischen Checkliste mit Erklärungen und Fragenfinder hier.
Im nächsten Teil geht es zur Sache – die Durchführung!
Deine Birte
PS:
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- Dieser Artikel entstand in der #blognacht mit Anna Koschinski.
- Teddybild von „Pexels“ via Pixabay. Danke.