Aussortieren im Kinderzimmer – ran an den Kram: Die Durchführung (Ausmisten mit Kindern – Teil 3)

Aussortieren mit Kindern, Teil 3 – endlich geht es ans Eingemachte. Lies hier, wie du (nach guter Vorbereitung und mit hilfreicher, vertrauensvoller Einstellung) mit deinem Kind sein Zimmer erfolgreich ausmisten kannst.

Die Artikel der Serie:

Nachdem du bei dir und deinem Kindelein für die richtige innere Einstellung gesorgt, dir grob überlegt hast, was mit den aussortierten Dingen passieren wird und alle Utensilien besorgt habt (lies alles zu diesen wichtigen Vorbereitungen in Teil 2 der Serie), ist jetzt euer Aussortier-Tag gekommen und ihr könnt starten!

(Wenn du immer noch zweifelst, ob Minimalismus mit Kind überhaupt geht, lies hier: Die 6 größten Irrtümer über Minimalismus mit Kindern)

Vorbereitung

Legt die Mülltüten bereit (denk dran, undurchsichtig sollten sie sein). Außerdem braucht ihr eure Aussortier-Naschis (wenn du zu dem Schluss gekommen warst dass sowas als Etappen-Belohnung sinnvoll sein könnte) und auf jeden Fall für jeden von euch ein Getränk.

Schaff nun ordentlich Platz auf dem Fußboden des Kinderzimmers. (Aber räum dafür nicht extra auf, sondern schieb zur Not einfach alles an den Rand.)

Entscheidet bzw. macht euch nochmal klar, welchen „Raum“ ihr aussortieren wollt. Z.B. die Schublade, das Regal, den Fußboden etc. Dazu habe ich in Teil 2 mehr geschrieben.

Überprüft nochmal, ob ihr in einem guten Zustand seid: Nicht hungrig, nicht durstig, nicht zu warm oder zu dünn angezogen, mindestens mittelgute Laune. Ihr solltet euch im Großen und Ganzen wohlfühlen.

Wenn das noch nicht der Fall ist – erstmal das Gute-Laune-Hindernis beseitigen. (Außer wenn es sich dabei um die Tatsache handelt, dass heute Aussortier-Tag ist – dann sprecht einfach nochmal drüber, was daran jetzt doof ist. Vielleicht hat sich da doch noch wieder eine kleine Sorge eingeschlichen.)

Endlich Ausmisten - die Checkliste mit Fragenfinder, hier anfordern.

In die Startlöcher

Setzt euch mit einigem Abstand zueinander gegenüber auf den Boden.

Hinter oder neben dir baust du einwurfbereite Mülltüten auf:

  • Eine für Müll,
  • eine für Altpapier (wenn mit viel Restmüll zu rechnen ist),
  • eine für Spenden,
  • eine für Verkaufen.
  • Du kannst auch die für Spenden und Verkaufen zusammenfassen, wenn dein Kind es nicht wichtig findet, was mit den Sachen passiert

Auch in deiner Reichweite brauchst du noch deinen Wäschekorb bzw. die Kiste oder sonstigen festen Behälter für Dinge, die einfach nur in andere Zimmer gehören.

Und zu guter Letzt noch ein wenig freien Platz in deiner Nähe.

Nun kippt den Kram in die Mitte zwischen euch. Wenn ihr euch nur eine Schublade o.ä. vorgenommen habt, kippt sie ganz aus. Wenn ihr euch ein ganzes Regal oder ähnliches vorgenommen habt, macht Fach für Fach.

Je unwilliger dein Kind, desto kleiner machst du die Aussortier-Einheit, damit ihr zur Not das Projekt vorzeitig beenden könnt, ohne ein Chaos zu verursachen.

So, da liegt jetzt ein Riesenberg, fast egal wie klein das Fach ist, das ihr euch ausgesucht habt. Überforderung droht. Hab Verständnis für eventuelle Null-Bock-Anwandlungen! Aber bleibt dran. Ihr habt ein Date.

Und nun gibt es zwei Methoden. Du wirst bald herausfinden welche zu euch am besten passt oder für welche Situationen sich welche eignet.

Methode 1: Die Dings-für-Dings-Methode

Bei dieser Methode wird wirklich für jedes Dings über „Bleibt“ oder „Weg“ entschieden. Wir nehmen die immer für Kisten/Fächer, in denen eher viele aktuell benutzte Sachen sind.

Entscheiden

Dein Kind soll jetzt als Ausmistanfänger:in möglichst wenig machen müssen: Es trifft nur die Entscheidung „Behalten/Weg“ (das ist schwer genug), alles andere machst du.

Das heißt: Du ziehst eine Sache aus dem Stapel und hältst sie hoch. (Selbst das Aussuchen, welche Sache zuerst angeguckt werden soll, überfordert das Kind sonst schnell oder dauert ewig und drei Tage.)

Dein Kind sagt, ob es das noch braucht. Nützlich ist genau dieser Fokus aufs „Noch brauchen“, aufs „Behalten“. Das ist ein positiver Fokus und konzentriert sich auf die wichtigen (=schönen) Dinge, nicht auf all den unwichtigen Kram der eigentlich weg kann.

Ihr könnt auch Kurzwörter vereinbaren, wenn ihr Lust habt. Zum Beispiel „Behalten“ und „Weg“. Oder „Ja“ und „Nein“.

Endlich Ausmisten - die Checkliste mit Fragenfinder, hier anfordern.

Wenn dein Kind etwas behalten will, es dir aber komisch vorkommt (z.B. wirkt dein Kind unsicher, oder du weißt dass es die Sache eigentlich nie benutzt), hinterfrage das ruhig mit etwas Nachdruck. Zum Beispiel:

  • „Wozu brauchst du das?“
  • „Spielst du noch damit?“
  • „Bist du dir nicht sicher ob du das noch brauchst? Das geht mir auch immer so, ist ganz normal.“
  • „Das könntest du für X Euro verkaufen.“ (Natürlich sagst du das nur wenn du bereit wärst, den Verkaufsaufwand auf dich zu nehmen.)
  • „Wenn du es nicht mehr brauchst, könnte sich ein anderes Kind darüber freuen.“
  • „Wenn du es gar nicht mehr benutzt, dann kann es eigentlich weg, damit du mehr Platz hast in deinem Zimmer, und nicht so viel aufräumen musst.“
  • „Vielleicht willst du ihm noch etwas nettes sagen und dich verabschieden?“ (Kein Witz! Hat hier schon funktioniert!)
  • „Meinst du nicht, das hat mehr Spaß, wenn es bei einem anderen Kind wieder benutzt wird?“
  • Notlösung: „Wir könnten es auch erstmal in den Keller tun, dann kannst du schauen, ob du ohne es klarkommst. Natürlich kannst du es jederzeit wiederhaben.“

Du kannst ruhig ein bisschen überreden. Nur nicht übertreiben, um keine Verlustangst und damit Gegenwehr zu produzieren.

Behaltlinge

Feste „Behaltlinge“ sollte dein Kind natürlich behalten dürfen.

Am besten räumst du die gleich an ihren Platz, wenn das angesichts des Ordnungszustands des Zimmers möglich und sinnvoll ist.

Oder du machst dir Kategorienstapel zum späteren Wegräumen: Spielzeugkiste, Erinnerungskiste, Systemspielzeugkiste 1 (z.B. Legokiste), Systemspielzeugkiste 2 (z.B. Playmobilkiste), Kellerparkplatzkiste.

Packe möglichst nicht alle Behaltlinge zusammen auf einen Behalten-Stapel! Sonst muss das alles im Anschluss nochmal sortiert und aufgeräumt werden. Ausnahme: Da du bei jüngeren Kindern eh das Wegräumen übernimmst (beim Aussortieren sollen sie ja nicht so viel machen müssen, damit es leichter ist), überleg einfach ob du vielleicht auch einen gemischten „Behalten“-Stapel aushältst.

So geht ihr Sache für Sache durch. Jede Sache hochheben, entscheiden, weglegen/wegräumen.

Überforderung vermeiden

Mit genug Pausen, Verständnis und einem Sinn für die Laune deines Kindes sollte Überforderung zu vermeiden sein.

Macht dein Kind doch einen überforderten Eindruck durch den Kram-Berg, biete eine Erleichterung an. Zum Beispiel: „Soll ich mal alle Buntstifte aus dem Berg holen und wir stellen die schon mal weg?“ „Soll ich mal alle zerknitterten Zettel aus dem Berg holen und wir tun die ins Altpapier?“

Dranbleiben

Lass dein Kind nicht abhauen bzw. sich ablenken lassen. Ihr habt einen Termin zum Aussortieren, eine feste Verabredung. Halt es am Ball. Wenn du merkst, es kann nicht mehr, macht ihr zusammen noch eine zusätzliche Pause. Am besten legt ihr vorher die Dauer fest. Und beendet das Tagewerk rechtzeitig, siehe unten.

Methode 2: Die Vogel-Methode

Diese Methode funktioniert bei uns vor allem für Kisten, Schubladen und co, die lange nicht mehr beachtet wurden. Für Dinge, die ewig nicht mehr benutzt wurden. Sie kommt ohne ganz viele einzelne Entscheidungen aus, ist deshalb deutlich schneller und motiviert umso mehr, weil man zügig voran kommt.

Stell dir einen Vogel vor. Der pickt sich nur die besten Körnchen raus. So macht ihr es auch: Lass dein Kind auf den ausgekippten Sachenberg schauen. Schiebt ihn vielleicht ein wenig auseinander, so dass dein Kind das Gefühl hat, ungefähr alles sehen zu können.

Lass dein Kind dann nur die Dinge rausgreifen, die es behalten möchte. Erzähl ihm doch ruhig die Vogel-Geschichte, die erzeugt ein gutes Bild davon was gemeint ist. Der Vogel kümmert sich ja auch überhaupt nicht um alles das, was neben dem Körnchen liegt, denn das braucht er ja nicht.

Alles, was dein Kind nicht rausgepickt hat, kommt weg. Ich war beim ersten Mal super-überrascht, nach wie kurzer Zeit meine Kinder verkündet haben: „Das war’s mehr brauch ich nicht davon.“

Pack das alles dann auch am besten fix zusammen in eine Tüte. Die kannst du dann entweder später im stillen Kämmerlein durchschauen nach Spenden, Verkaufen oder Müll. Oder du kannst sie doch einfach mal komplett entsorgen. Ich glaube du wirst es diesem Berg ansehen, was der passendere Ansatz ist.

Endlich Ausmisten - die Checkliste mit Fragenfinder, hier anfordern.

Wie lange weitermachen?

Finde den richtigen Moment, um aufzuhören. Wenn dein Kind schwächelt, hab Verständnis und denk dran dass es viele schwierige Entscheidungen treffen muss, das macht müde. Hört dann lieber auf, bevor die Stimmung kippt und die Aktion mit schlechter Laune endet.

Aber versucht möglichst, nicht mitten in einem Projektchen aufzuhören, sonst entsteht mehr Chaos und das Erfolgerlebnis bleibt aus. Mach deinem Kind klar, dass ihr das angefangene Fach auch immer zuende machen werdet und danach schauen könnt, ob ihr noch ein neues angehen wollt.

Und so geht es weiter

So könnt ihr euch durchs ganze Kinderzimmer wühlen. Höchstwahrscheinlich nicht an einem Tag, je nach Zustand und Sachenmenge braucht ihr vielleicht mehrere Termine.

Und vielleicht wird erstmal ziemlich wenig aussortiert. Das ist ok. (Bevor du dich aufregst, lies nochmal Teil 2.)

Es wird immer besser werden mit mehr Training und Gewöhnung. Dein Kind gewöhnt sich dran, sieht auch die Vorteile, stellt fest dass ihm die weggegebenen Sachen gar nicht fehlen. Es lernt wie das Aussortieren am besten funktioniert und ihr findet die für euch passenden Methoden.

Ich gratuliere dir, du bringst deinem Kind bei, wie es von Dingen unabhängig ein zufriedenes Leben leben kann. Danke!

Deine Birte

PS:

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2 Gedanken zu „Aussortieren im Kinderzimmer – ran an den Kram: Die Durchführung (Ausmisten mit Kindern – Teil 3)“

  1. Liebe Birte, deine Tipps sind tolle Behaltlinge. Ich finde gut geschriebene Aufräumtipps immer sehr anregend, „es“ auch mal wieder zu tun. Oder zumindest sehr tief darüber nachzudenken 😉
    Liebe Grüsse
    Chris von chriscollet.com

    Antworten
    • Liebe Chris, vielen Dank für das Kompliment – und dass du meine Tipps als Behaltlinge betrachtest 🙂 Ich wünsche dir viel Schwung, wenn du nächstes Mal das Aussortieren angehst. Ich finde das Ergebnis IMMER gut – egal wie viel weg ist oder wie „krass“ das Aussortieren war.
      Liebe Grüße und vielleicht bis bald in der Blognacht?
      Birte

      Antworten

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