Es ist ein Klassiker: Da wirst du Minimalist:in, um glücklicher mit weniger zu leben. Und dann bringen dir Menschen trotzdem noch Sachen als (unerwünschte) Geschenke. So wird das ja nichts mit dem Weniger-Dinge-Haben.
Ganz wichtiger Schritt 1
Mach dir klar, dass die Schenkenden es sehr gut meinen. Ihr Geschenk soll dir ihre Zuneigung zeigen, sie wollen dich erfreuen.
Selbst dann, wenn du ihnen schon gesagt hast, dass du keine Geschenke mehr möchtest. Selbst dann glauben sie, dass sie dir mit diesem Geschenk etwas Gutes tun.
Lächle sie dafür alle einmal in Gedanken an, freue dich über so viel Wohlwollen und nimm dir vor, das Thema immer friedlich zu betrachten.
(Ok, wird vielleicht nicht immer klappen. Aber Vornehmen ist gut.)
So gehst du mit unerwünschten Geschenken um
Und in Schritt 2 probierst du dann von den folgenden Ideen mal welche aus. Nicht jede funktioniert immer, es sind ja auch alle schenkenden Menschen verschieden und deine Beziehung zu ihnen auch.
Mein Lieblings-Weg: Ganz ehrlich darüber sprechen
Sprich das Thema bei einer passenden Gelegenheit (in Ruhe, in harmonischer Stimmung, mit genug Zeit) mal an.
Erklär deinen Lieben, dass du nun minimalistisch(er) leben möchtest und dass das für dich bedeutet, weniger Dinge zu haben. Weil dich das glücklich macht. Und wenn sie zu deinem Glück beitragen möchten, dann würdest du dir wünschen, dass sie dir keine Dinge mehr schenken.
Erkenne an, dass das für sie komisch ist und sag ihnen, dass du weißt, dass in ihren Geschenken ihre Liebe steckt. Sag ihnen eindringlich (in die Augen gucken und so), dass sie dich wirklich, wirklich ohne Geschenk glücklicher machen als mit Geschenk.
Das ist wirkungsvoller als „du musst mir nichts mehr schenken“, denn sie wollen dich ja froh machen! Sie müssen verstehen, dass du wirklich lieber keine Geschenke bekommst. Dass du dich darüber mehr freust.
Lesetipp: Du kannst ihnen auch diesen Blogartikel zu lesen geben – den habe ich extra für Schenkende geschrieben.
Wichtig: Rechtzeitig drüber sprechen
Es nützt nicht viel, wenn du eine Woche vor deinem Geburtstag mit dem Thema kommst. Mach es, wenn gerade kein Geschenkeanlass bevorsteht. Dann können sich alle in Ruhe an den Gedanken gewöhnen und fangen dann – im Idealfall – gar nicht erst an, dein nächstes Geschenk zu planen.
Manchmal braucht es aber auch eine gewisse Gewöhnungszeit – oder ein paar mehr Gespräche. Für manche Menschen ist es einfach unheimlich schwierig, gar nichts zu schenken.
Du kannst mit ihnen auch abmachen, dass sie dich einfach vorher fragen, was du dir wünschst, und sich dann daran halten. (Manche finden das „unromantisch“, sie denken ihre Liebe steckt in der Überraschung. Nur so als Vorwarnung.)
Erlebnisse wünschen
Du kannst dir wünschen, dich anders zu beschenken. Zum Beispiel mit Erlebnissen. Kino, Theater, Fallschirmsprung, was es auch immer sei, du verstehst was ich meine.
Oder – oft noch besser – gemeinsam verbrachte Zeit, z.B. bei einem schönen Abendessen.
Das habe ich mir mal von allen Gästen zum Geburtstag gewünscht – und hatte dann über die folgenden Monate verteilt einige wunderbare Abendeinladungen zu selbst gekochtem Essen bei lieben Menschen, mit denen ich zum Teil lange nichts mehr unternommen hatte. Es war so schön!
Sowas sind tolle Geschenke, bringen dir keine neuen Dinge ins Haus und füttern vermutlich auch noch dein Bedürfnis nach schön verbrachter Lebenszeit. Und gleichzeitig sind die Schenkenden glücklich, weil sie „nicht mit leeren Händen dastehen“ müssen, sondern dir einen entsprechenden Gutschein mitbringen können.
Noch andere Geschenkideen
Natürlich kannst du dir auch Geld wünschen (kann man immer gebrauchen) oder Gutscheine für Läden, bei denen du ganz sicher nochmal einkaufen wirst.
Auch Verbrauchsprodukte kannst du dir gut wünschen. Hast du z.B. ein bestimmtes Körperpflegeprodukt, das du richtig gern magst (und auch als Minimalist:in noch benutzt), kannst du dir die nächste Flasche davon wünschen.
Oder wünsch dir anstelle von Dingen eine Spende an einen bestimmten, von dir ausgesuchten guten Zweck. Da könnt Ihr zusammen noch richtig was bewirken – das passt auch zu manchen Schenkenden.

Manche Menschen werden dir aber trotzdem noch Dinge schenken, die du nicht haben wolltest. Dann hilft nur noch:
Dankend annehmen – und aussortieren
Jaaaaaa, oooh. Das fällt jetzt gefühlt unter „unhöflich“. Ein Geschenk einfach sofort wieder aussortieren? Das macht man doch nicht!
Ich sage: Doch. Mach das mal ruhig. Du bist glücklicher ohne das Geschenk. Und es ist ja deins, war ja ein Geschenk. Mit deinen Sachen kannst du machen, was du willst, auch aussortieren.
(Was man viel eher nicht macht, ist, die ausdrücklich geäußerten Wünsche eines Menschen (deine!) zum Thema Geschenke einfach völlig zu ignorieren. Wenn du mich fragst.)
Variante: Aussortieren mit Ansage
Wenn dir die vorherige Idee doch zu krass ist, kannst du es auch machen wie Ryan Nicodemus von The Minimalists:
Er erzählt die Geschichte von seiner Oma, die ihm einen Briefbeschwerer geschenkt hat. Den er überhaupt nicht brauchte. Seine Oma liebte ihn sehr, verstand aber nicht, dass er keine Geschenke wollte. Da hat er ihr in Ruhe erzählt, dass er für den Briefbeschwerer nicht so recht Verwendung habe und hat vorgeschlagen, dass er für ihn jemanden findet, bei dem er gut zum Einsatz kommen kann. Und das fand die Oma dann auch besser.
Sag (nicht schimpfen…) also zu diesem lieben Menschen: „Du, ich brauch das eigentlich nicht und würde es weitergeben. Möchtest du es selber haben? Ansonsten finde ich einen anderen guten Ort dafür.“
Und denk dran: Dieser Mensch beschenkt dich höchstwahrscheinlich nur immer noch mit Dingen, weil er denkt, es ist eigentlich wirklich das, worüber du dich am meisten freust.
Oder ablehnen
Wenn das alles nichts hilft: Du kannst das Geschenk auch ablehnen.
Das kommt wahrscheinlich nicht so gut an in dem Moment. Aber es wird die Sache wert sein. Denn du hast ja schon gesagt, was du (nicht) möchtest. Vielleicht sogar mehrmals. Auch das „anders wünschen“ hat anscheinend nichts gebracht und am Ende bleibt nur noch, dass da ein Mensch ist, der all deine Wünsche ignoriert. Ich persönlich kann dann gut verstehen, dass du dich mit diesem Geschenk nicht belasten willst – auch nicht bis zum nächsten Trip zur Spendenannahme.
Und vielleicht kann sowas ja auch der Weg in ein weiteres Gespräch sein und Ihr könnt aufdecken, was jeweils Eure Bedürfnisse sind.
Oder nicht. Manche Menschen sind da echt unverbesserlich – und manche Beziehungen einfach zu kompliziert. (Dann kannst du dir überlegen, ob sie noch zu dir passen.)
Es ist DEIN Leben
Vieles an diesen Vorschlägen ist – wie so oft im minimalistischen Leben – irgendwie exotisch und anders, als „man es halt so macht“.
Aber es geht um DEIN Leben. Nimm dir die Freiheit, für das aufzustehen, was du in deinem Leben willst und nicht willst. Gerade das ist Minimalismus.

Extra-Problem: Geschenke an die Kinder
Gerade Kinder werden oft geradezu mit Geschenken überschüttet.
Du kannst da eigentlich genau die gleichen Methoden anwenden. Nur wird es noch einen Tacken schwieriger, weil es immer Schenkende geben wird, die finden, dass du deinen Kindern damit – freundlich ausgedrückt – keinen Gefallen tust. Und die dann vielleicht sogar noch extra ein Päckchen drauflegen, weil die Kinder ja von dir nicht genug Geschenke bekommen.
Da hilft vermutlich nur noch das eine oder andere Extra-Gespräch.
Auch da: Nimm dir diese Freiheit! Du hast die Verantwortung für dein Kind und du entscheidest über den Umgang mit Dingen in Eurem Haushalt. Oder Ihr als Familie zusammen – aber bestimmt nicht Omi, Tantchen oder Freund XY.
Was du aber machen kannst: Immer rechtzeitig mit passenden Wunschlisten kommen. Kinder brauchen ja schon meistens irgendwas, weil sie aus allem rauswachsen. Konkrete Wünsche kombiniert mit dem (wiederholten) Wunsch „bitte keine anderen Geschenke“ – das kann mit der Zeit funktionieren.
Auch hier wird es die Unverbesserlichen geben. Mein Tipp dafür ist: Dranbleiben, immer wieder drüber sprechen, und im Notfall immer wieder: Einatmen – ausatmen – entspannen. In den meisten Fällen wird es keinen Familienkrach wert sein – der ist ja fürs Kindelein auch nicht hilfreich.
Noch mehr Ideen gegen neuen Kram
Weitere Wege, wie du neuen Kram in deinem Leben verhinderst, kannst du in meinem kostenlosen E-Mail-Kurs kennenlernen, hier geht es zum Anmeldeformular. Ist sehr zu empfehlen 😉
Danke für deine Zeit – und viel Spaß mit deinen neuen (Nicht-)Geschenken.
Deine Birte
PS: Danke, liebe Anna Koschinski, wieder mal für die tolle Blognacht, in der dieser Artikel entstanden ist.
Liebe Birte,
herrlich, wie du das mit den Geschenken beschrieben hast. Ja. ich kenne sie alle, die Typen, mit denen man reden kann, die einsichtig sind, die Alternativen brauchen und auch die ganz unverbesserlichen, die immer Geschenke mitbringen.
Ich habe mal gelesen, dass es gerade diese Menschen sind, die sich dadurch geliebt fühlen, dass sie Geschenke erhalten. Ihr Wert hängt daran. Seitdem ich das weiß, achte ich darauf, dass ich passende Geschenke an solche Menschen weitergebe.
Mir braucht man grundsätzlich nichts zu schenken. Da bin ich minimalistisch, so wie du. Aber einen Blumenstrauß mit einem „ich liebe dich“ von meinem Mann nehme ich doch ab und zu ganz gerne an.
Schön, dass wir uns zur Blognacht mal wieder gesehen haben. Bis zum nächsten Mal.
Edith
Liebe Edith, danke für deinen Kommentar!
Du bringst einen schönen und wichtigen Gedanken ein – dass ja jeder und jede auch auf Beschenkten-Seite anders tickt. Natürlich gibt es viele, viele Menschen die sehr gern Geschenke haben möchten und es sogar schlimm fänden, wenn sie keine bekommen.
Insofern ist es doch so schön, dass es für jedes Geburtstagskind das richtige (Nicht-)Geschenk geben kann (und auch zu allen anderen Anlässen) – wir müssen nur miteinander reden, uns zuhören und die Wünsche des/der anderen respektieren.
Danke für diesen Impuls!
Liebe Grüße
Birte
Liebe Birte,
spannendes Thema. Selbst bin ich ja eher Bücher-Sammlerin als Minimalistin.
Und doch finde ich in deinen Gedanken wertvolle Tipps.
Gerade das Thema geschenkte Zeit berührt mich. Ich liebe es solche Geschenke zu bekommen und zu verschenken und es freut mich zu lesen, dass auch du als Minimalistin dich über solche Geschenke freuen würdest.
Liebe Stephanie,
wie schön, dass du mir hier schreibst und Tipps mitnehmen kannst. Ja, Geschenke an sich sind nicht das Problem, aber sie sollten eben zur beschenkten Person passen. Das würde ja auch eigentlich jede:r Schenkende so sehen – umso schräger dass es oft unter den Tisch fällt, sobald es darum geht, keine Dinge geschenkt haben zu wollen.
Deine Bücher-Sammelleidenschaft und Minimalismus schließt sich meines Erachtens übrigens nicht aus: Wenn deine Büchersammlung dein Herz berührt, dir Freude macht und dein Leben bereichert – sie dir wichtig ist – dann ist sie eben sehr wichtig und du hast sie deswegen. Das heißt nicht, dass du in deinem Leben nicht viel anderes (unwichtiges) identifizieren kannst, was weg kann.
Liebe Grüße und bis bald!
Birte