Weniger kaufen mit der Wunsch-Warteliste

Wenn ich gefragt werde, wie ich es schaffe, so wenig zu kaufen, fällt mir ganz schnell meine Wunsch-Warteliste ein. Ein einfaches, aber ziemlich hilfreiches Helferlein ist das, und zwar gegen diese verflixten Spontan-Anschaffungen, ob online oder offline. Wie diese Wunsch-Warteliste funktioniert und warum, das kommt jetzt.

Verflixt!

Kennst du das? Du bist im Laden, willst nix kaufen. (Oder ganz diszipliniert nur das von deiner Liste.)

Und zackbumm, schon ist trotzdem wieder ungeplant eine Klamotte, ein Stück Deko oder ein uuuuunglaublich praktisches Küchenhelferlein in deinem Körbchen gelandet.

Erst ist die Freude groß (jippiiiieh, was Neues, fühlt sich großartig an)! Aber zuhause fragst du dich (vielleicht sofort, spätestens aber nach ein paar Tagen), was in aller Welt dich da geritten hat. Du wolltest doch aussortieren!

Weniger Sachen haben, nicht mehr! Weniger kaufen, nicht mehr!

Mistikack. Also echt.

Auftritt Wunsch-Warteliste

Mein Tipp für dieses Problem: Die Wunsch-Warteliste. Mit der habe ich ECHT gute Erfahrungen gemacht. Weniger kaufen – funktioniert offline im Laden und online im Netz.

Das ist ne einfache Liste und auf die kommen nun alle neuen Wünsche. Egal, wann oder wo sie dir einfallen.

Und dann müssen sie da warten. Klar. Ist ja ne Warteliste.

Und zwar mindestens zwei Wochen. Bei mir hat sich sogar eine Wartezeit von einem Monat bewährt – ich empfehle also einen Monat.

KREEEEEEIIIIIISCH!!! WAAAAAAAS?

Doch, das geht.

Und hilft. Seitdem ich die Wunsch-Warteliste benutze, habe ich ziemlich viele Dinge nicht gekauft, von denen ich durchaus überzeugt gewesen war, sie unbedingt zu benötigen.

(Ohne diese Liste hätte ich zum Beispiel mittlerweile einen Saugroboter. Nichts gegen Saugroboter, aber für uns ist das wirklich nix. Trotzdem dachte ich damals bestimmt ne Woche lang, wir MÜSSTEN einen haben. Hab ich aber ja noch rechtzeitig gemerkt, dass das nicht stimmt. Billig sind die Dinger übrigens auch nicht – also auch noch was gespart!)

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Warum eine Wunsch-Warteliste?

Hart, aber wahr: In den meisten Geschäften ist alles, alles, ALLES profihaft darauf ausgerichtet, uns zum Kaufen zu bewegen. Auch in Online-Shops.

Ebenso natürlich in Prospekten, Broschüren, auf Plakaten, in Werbeanzeigen online und offline, überall.

Die Tricks (kannst auch „Methoden“ sagen, klingt netter) sind vielfältig und von Werbe-Expert*innen und Psycholog*innen erdacht. Die verstehen ihr Handwerk.

Weniger kaufen ist da schwer!

Beispiele gefällig? Da wird

  • die psychologisch günstigste Musik eingespielt (nicht zu schnell, nicht zu langsam, aber mit guter Laune)
  • mit Düften gearbeitet,
  • mit der Anordnung der Waren im Verkaufsraum (ich sag nur „Bückzone“),
  • künstlich verknappt („Sonderangebot! Nur noch heute!“),
  • dir vorgegaukelt, wie schön dein Leben mit Produkt XYZ werden wird,
  • und und und.

Meine Güte, darüber kann ich mal einen eigenen Artikel schreiben. Es ist echt krass! Dafür, dass es sooooo viele unnütze und überzählige Produkte gibt…

Falls du das mal vertiefen willst, hierzu auch gleich ein Buchtipp (sehr gut lesbar auch für Nicht-Psycholog*innen wie mich): Bak, Peter Michael: Werbe- und Konsumentenpsychologie. Eine Einführung. ISBN: 978-3791042114. Zum Beispiel über buch7.de oder gebraucht (=umweltfreundlich) über medimops.de.

Warum hilft die Wunsch-Warteliste?

Damit deine Wunsch-Warteliste funktioniert, musst du mit dir selbst vereinbaren, dass nichts mehr angeschafft wird, was nicht auf der Liste seine Wartezeit abgesessen hat.

Bevor du ein Geschäft betrittst oder die Online-Shopping-Welt, erinnerst du dich an deinen Deal und nimmst dir noch mal ganz aktiv vor, keine Spontankäufe zu tätigen, denn diese Wünsche müssen nun mal erst auf die Liste.

Damit bist du übrigens auch plötzlich von dieser allgegenwärtigen Schnäppchenjagd befreit. Ich sag dir, das kann sogar entspannend wirken.

Deinen Wunsch erstmal auf die Warteliste zu schicken, holt dich also aus der verflixten Spontankauf-Situation raus.

Du wirst frei(er) von den Werbetricks, von den psychologischen Mechanismen, von Automatismen, von trickreich angeheizten emotionsgetriebenen Handlungen im Moment, die Hirn und Vernunft übertönen.

Kurz: Mit der Wunsch-Warteliste gibst du dir die Chance, in Ruhe festzustellen, ob du das Dings wirklich brauchst oder willst. Das kannst du in der Spontankauf-Situation nämlich schlicht und einfach nicht gut beurteilen.

Genauso geht es mit Werbung, mit Katalogen etc. Diese erzeugen nämlich oft Wünsche, die vorher gar nicht da waren. Auch da hilft es, das Dings erstmal auf die Wunsch-Warteliste zu setzen. Damit du merken kannst, ob dieser Wunsch echt ist.

Ein Leser sagte mir mal:

„Wenn ich in einem Prospekt Handschuhe sehe, und dann noch im Sonderangebot, denke ich plötzlich, dass ich die jetzt brauche. Aber eigentlich brauche ich sie doch erst, wenn ich kalte Hände habe!“

Ein tolles, klares Bild, oder?

Der Wunsch ist in dir, von ganz allein – oder er ist es nicht! Der Bedarf ist echt – oder er ist es nicht! Vielleicht ist er nämlich schlicht und einfach fremdgemacht. Die Wunsch-Warteliste ist dein Hilfsmittel, um das herauszufinden.

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Noch Einwände?

Hä, soll ich jetzt jede Erdbeere auf die Wunsch-Warteliste setzen, nur weil sie nicht auf dem Einkaufszettel stand?

Nee. Für Lebensmittel und sonstige Dinge des täglichen Bedarfs eignet sich die Wunsch-Warteliste nicht so gut. Eher für Klamotten, Schuhe, Taschen, Deko, Küchengimmicks, Elektronik, Haushaltsgeräte, Bücher, sonstige Medien, Spiele, Hobbyzubehör und und und. Was ich als „Anschaffungen“ bezeichnen würde.

Aber was ist mit Kindersachen?

Deine Wunsch-Warteliste ist erstmal für dich. Deine Anschaffungen.

Für Taschengeld-Käufe kannst du deinen Kindern ja mal vorschlagen, es auch mit einer solchen Liste zu versuchen. Das kommt zwar erfahrungsgemäß nur mittelgut an, aber zum Glück ist das Taschengeld ja auch begrenzt.

Anschaffungen für die Kinder, die du bezahlst, kannst du aber durchaus versuchen, durch die Wunsch-Warteliste laufen zu lassen. So kannst du auch Spontankäufe von Kinderkram reduzieren.

Bei Weihnachts- und Geburtstagswünschen der Kinder warte einfach still ab, ob sie auf dem nächsten Wunschzettel auch noch stehen.

Und ja, Kinderklamotten und Co braucht man manchmal wirklich schneller. Dann ist das so.

Aber ich stehe ja trotzdem im Laden unter all den spontanen Eindrücken – wie soll die Wunsch-Warteliste da helfen?

Ja, das ist genau die Falle.

Deswegen brauchst du eine feste Vereinbarung mit dir selbst. An die du dich im kritischen Moment erinnerst.

Oder du machst eine Challenge mit jemandem zusammen?

Oder du nimmst deine Wunsch-Warteliste tatsächlich immer mit, so dass der Wunsch sofort drauf kann.

Vielleicht wird es trotz allem noch Situationen geben, in denen der spontane Kaufimpuls so stark ist, dass du trotzdem kaufst. (Wart’s ab, es kommt gleich noch ein Foto, auf dem du genau das auf meiner Wunsch-Warteliste sehen kannst.)

Aber in vielen anderen Momenten wird der Gedanke an deine Wunsch-Warteliste dich doch vom Kauf abhalten. Weil du es mit dir so abgemacht hast. Weil du vielleicht nicht mehr „Opfer“ dieser Verkaufstricks sein willst. Oder beides.

Es kann funktionieren. Ich hab es erlebt.

Aber dann verpasse ich ja die Sonderangebote?

Ja, vielleicht verpasst du mal ein Sonderangebot. Den Rabatt, der „nur noch heute“ gilt. Aber das macht nichts. Gerade bei Kaufentscheidungen unter Zeitdruck ist die Chance ziemlich groß, dass der Wunsch nicht echt ist – und sich in der Wunsch-Wartezeit erledigt.

Außerdem sparst du mit deiner Wunsch-Warteliste an anderer Stelle so viel Geld. Da kannst du auch mal ein Sonderangebot verpassen.

Wunsch-Warteliste: So geht’s

Ganz einfach: Du machst dir eine Liste. In Tabellenform oder anders, eigentlich ganz egal. Da muss drauf

  • Ein Platz für den „Wunsch“.
  • Ein Platz für das Wunschdatum: „Wunsch vom“.
  • Ein Platz für das Wartezeit-Ende: „Warten bis“.

Ganz wichtig: Notiert dir irgendwo auf dem Zettel die feste Länge deiner Wunsch-Wartezeit. Die legst du nämlich vorher fest, nicht für jeden Wunsch neu.

Diese Liste tust du dann an einen Ort, an dem du sie immer wiederfindest. Dann kannst du neue Wünsche immer gleich draufschreiben.

Ich habe meine Liste in meinem Bullet Journal. Genauso eignet sich natürlich ein Kalender, eine Schublade, etc. Oder digital im Smartphone, z.B. in der Notizen-App, falls du sowas benutzt.

Ganz wichtig auch:

Die Liste sollte auffindbar sein, aber nicht automatisch dauerhaft sichtbar. Denn du willst an deine wartenden Wünsche ja nicht die ganze Zeit erinnert werden, sondern feststellen, ob du dir die Sachen wirklich, wirklich wünschst. So ganz ohne Werbung, Tricks im Laden und sonstige „Entscheidungshelfer“. Eben aus dir heraus. Aus deinem echten Bedarf oder Herzenswunsch.

Erst das gibt dir die Chance, den Wunsch auch wieder zu vergessen – und dabei zu merken, dass er doch nicht wirklich, wirklich wichtig war. Denn dafür sind wir ja hier – um uns von all dem unwichtigen Kram in unserem Leben freizumachen.

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Teste doch einfach mal ein paar Monate die Wunsch-Warteliste. Wie wäre es mit einem halben Jahr? Und schreib mir doch mal von deinen Erfahrungen, ich bin gespannt.

Danke für deine Aufmerksamkeit.

Liebe Grüße

Birte

PS: Bild der Frau mit Einkaufstüten von gonghuimin468 auf Pixabay.

PSPS: Danke an die wunderbare Anna Koschinski für die Blognacht! Hat Spaß gemacht!

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