Wie kann dein Weihnachten (noch) schöner werden? Zum Beispiel durch Weglassen. Weihnachten minimalistisch. Warum wir durchaus Traditionen aussortieren und uns alle unser eigenes Weihnachten stricken sollten. Nach unseren Vorstellungen, nicht nach denen unserer Eltern oder Großeltern. Davon handelt dieser Text – mit ein paar Beispielen.
Ich hatte schöne, schöne Weihnachtsfeste in meiner Kindheit. So geht es ja hoffentlich vielen. Mit Traditionen, einem bestimmten Ablauf, einem besonderen Essen, vielleicht einem Kirchgang und, na klar, Geschenken. Es war jedes Jahr wieder schön. Vielleicht auch, WEIL es jedes Jahr ähnlich war.
Ein bisschen anders war es, wenn wir zu den Großeltern gefahren sind. Aber da war es auch schön – eben mit den Traditionen, die dort hochgehalten wurden.
Ja, es war schön. In meinen Kinderaugen.
Bei manchen – vielleicht auch dir? – war Weihnachten vielleicht früher nicht schön. Vielleicht gab es Streit unter den Erwachsenen oder es war sowieso auch ohne Weihnachten alles blöd oder noch schlimmer. Auch dann ist dieser Text für dich. Denn ich finde, auch du solltest versuchen, dir dein ganz persönliches Weihnachtsfest zu bauen. Dafür braucht man keine Traditionen, die schon da sind. Man kann sich neue, eigene machen. Oder sich gegen alles entscheiden und Weihnachten ausfallen lassen. Alles geht.
Ich habe nun schon lange selbst eine Familie. Meine Kinder sind jetzt zehn, zehn und elf Jahre alt.
Sobald diese Kinder nicht mehr so klein waren, dass sie nur verständnislos in ihrem Körbchen lagen und (bestenfalls) still staunend ihre eigenen Hände anstarrten, stellte sich also die Frage:
Wie feiern wir Weihnachten?
Aber Moment mal. Eigentlich kommen wir hier schon zum Punkt. Denn genau diese Frage hab ich mir gar nicht bewusst gestellt. Sondern ich habe, zunächst ohne es zu merken, einfach da weitergemacht, wo ich gefühlt beim letzten Weihnachten meiner Kindheit aufgehört hatte. Ich habe versucht, die Traditionen aus meiner Kindheit zu übertragen auf die Kindheit meiner Kinder.
Das ist zwar eigentlich kein Problem, passt aber gar nicht unbedingt und ist gar nicht unbedingt das, was ich wichtig finde. Und mein Mann. Und meine Kinder. Was uns etwas bedeutet.
Weihnachtstraditionen minimalistisch?
Deswegen ist meine Botschaft heute:
Mach dir dein Weihnachten so, wie es für dich und deine Familie passt. Stell es dir zusammen aus Altem und Neuem und Anderem und frag nur dich selbst und deine Familie, wie es sein soll. Worauf es für euer Weihnachtsfest wirklich, wirklich ankommt.
Eines meiner Lieblingszitate passt hervorragend dazu:
Traditionen sind wie Teller – gemacht, um zu zerbrechen.
(ALF)
Aus ALFs Mund (Maul?) klingt das vielleicht zerstörerisch und negativ, aber genau das Gegenteil ist der Fall, finde ich: Traditionen gehen zu lassen ist die Chance für einen neuen Anfang.

Ein paar minimalistische Weihnachtsgeschichten
Ich hab hier ein paar Beispiele für dich aus unserem Weihnachtsleben.
Das Weihnachtszimmer
Früher war bei uns Heilig Abend immer das Wohnzimmer (als Weihnachtszimmer) mit einer Schleife verschlossen und wir Kinder mussten gefühlte 100 Jahre warten, bis endlich das Glöckchen drei Mal klingelte und wir rein durften.
Unser heutiges Haus hat ein kombiniertes Wohn- und Esszimmer, das fast das ganze Erdgeschoss einnimmt und auch die Treppe nach oben ist im Esszimmer. Es ist also zwar nicht unmöglich, die Kinder stundenlang einigermaßen gut gelaunt aus dem „Weihnachtszimmer“ fernzuhalten, aber auch nicht wirklich naheliegend und erst recht nicht einfach.
Also haben wir dann die Kinder mit ein paar Erwachsenen spazieren gehen geschickt und als sie zurückkamen, blieben sie im Flur, bis das Glöckchen drei Mal klingelte, dann durften sie ins Wohnzimmer. Der Flur ist übrigens weder besonders gemütlich noch besonders groß – und eiskalt sobald die Haustür ein Weilchen offen gestanden hat.
Das ist natürlich völliger Blödfug. Hab ich aber erst später gemerkt. Damals ist mir das nicht aufgefallen. Es war viel zu normal, dass die Kinder vor dem Weihnachtszimmer auf ein Glöckchen warten müssen. So gehörte das. Also „musste“ ich es irgendwie hinkriegen und habe alle im Flur warten lassen.
Heute weiß ich: Ich muss gar nichts. An keinem weiteren Weihnachtsfest in jungen Kinderjahren haben wir irgendwen im Flur herumhängen lassen. Sondern hatten verschiedene andere Ideen, die alle super geklappt haben und den Mädels bis heute in Erinnerung sind.
Lustigerweise haben die Kinder sich ein paar Jahre später genau das gewünscht – im Flur warten bis das Glöckchen dreimal klingelt. Das kennen sie von Oma und Opa… Ok, kein Problem!
Es ist doch schön, wenn alle ihre Wünsche sagen können. Da brauchen wir noch nicht mal eine neue Tradition, sondern können jedes Jahr neu schauen.
Das Weihnachtsessen
Früher gab es bei uns immer ein mega-aufwändiges Festessen. So mit Braten, Rotkohl, Kartoffelknödeln, brauner Sauce und so, lecker. Natürlich auch mit allem Drum und Dran: Tischdecke, Servietten, besondere Gläser, das Essen in Servierschüsseln auf dem Tisch. Und mit Nachtisch, klar.
Dass ich das heute nicht koche (weil ich das auch gar nicht kann, so mit Braten und so), war mir irgendwie gleich klar. Trotzdem dachte ich zunächst, dass ich ein irgendwie besonderes Essen auf den Tisch bringen „muss“. War aber natürlich auch Quatsch und in Kleinkindjahren auch viel zu stressig.
Nein. Ich muss gar nichts.
Denn es geht ja auch ohne Besonderheiten! Jetzt gibt es immer irgendwas, was wir mögen, aber das sind durchaus Gerichte, die wir auch im Alltag essen würden. Wir hatten auch schon Toast Hawaii zu Heilig Abend. Das ging ratzfatz und war sehr lecker. Ebenso Spaghetti.
Viele Familien essen am Heilig Abend ja eh etwas Einfaches, zum Beispiel Würstchen mit Kartoffelsalat. Aber dafür dann am Ersten oder Zweiten Weihnachtsfeiertag das große Festessen. Ich sage: Auch das muss nur dann sein, wenn ihr das wirklich von Herzen gut findet! Ansonsten: Weg mit diesen Traditionen.
Esst, was ihr wollt. Wenn ihr Gäste habt, essen die das, was es bei euch gibt. Nicht das, was in ihrer Idee eines perfekten Weihnachtsfestes vorkommen würde.

Die Weihnachtsgeschenke
Früher gab es bei uns Geschenke von jedem und jeder an jede und jeden. Ein BERG war das. Ich erinnere mich sogar, dass der auch früher schon die damaligen Erwachsenen gestört hat. Dieser Berg.
Jetzt: Unter den Erwachsenen schenken wir uns gegenseitig nichts mehr. Das ist soooo entspannend. All das Gegrüble über Geschenkideen und das Gerenne um die Präsente zu besorgen – es findet einfach nicht statt.
Was auch nicht stattfindet: Geschenke bekommen, die man gar nicht gut findet. Und Geschenke bekommen, obwohl man geschenkelos am glücklichsten ist und deswegen gar keine haben will.
Das ist befreiend.
Lesetipp (vor allem für die, die dir gern was schenken wollen und sich wundern, dass sie das nicht sollen): Ein Mutmacher-Text für dich, wenn du plötzlich keine Geschenke mehr mitbringen sollst und das blöd findest, verletzend oder traurig
Was mir an Weihnachten wichtig ist
Das ist Weihnachten wichtig – für mich.
- Mit meinen Lieben zusammen zu sein.
- Reden.
- Nicht streiten.
- Keinen Stress haben.
- Den Kindern ein schönes Fest bereiten.
Weihnachten minimalistisch
Ja, Minimalismus geht auch zu Weihnachten. Gerade zu Weihnachten, dem Fest des Überflusses, des Gerennes, der Hektik, der Termine.
Auch außerhalb meiner heutigen Beispielgeschichten gibt es so viele weihnachtliche Bereiche, in denen du reduzieren kannst. Adventskalender, Nikolaus, Deko, Back-Aktionen, Weihnachtsfeierzusagen, Alkohol.
Lass dir nicht erzählen, wie Weihnachten sein muss.
Lass den Minimalismus in dein Weihnachtsfest. Schau, was dir wirklich, wirklich wichtig ist. Und lass den Rest weg.
Und wenn du dabei gelegentlich von mir hören willst (was gerade so auf Dein Wichtig los ist und welche Artikel neu sind), trag dich doch in meinen Newsletter ein. Der ist ohne Generve.
Deine Birte
PS:
- Dieser Artikel entstand in der #blognacht mit Anna Koschinski.
- Weihnachtskugelbild von „165106“ via Pixabay. Danke.
Liebe deinen Text. Wir essen meist was ganz einfaches (in den letzten Jahren fast immer Lauchtorte – vegetarisch sogar – von wegen Braten pffft!). Ganz manchmal macht meine Mama etwas aufwendiges, weil mein Bruder sich ein Essen von früher wünscht. Er ist ja nicht mehr so oft hier bei uns und dann erfüllt meine Ma ihm gern den Wunsch. Ich mag das, nichts ist in Stein gemeißelt. Hier muss auch niemand auf die Bescherung warten, weil das nur zu Stress führt. Junior darf selbst entscheiden, ob er sein Geschenk vor oder nach dem Essen haben möchte. Im ersteren Fall erklärt er sich bereit, es dann für die Zeit des Essens zur Seite zu legen und im anderen Fall verspricht er, beim Essen nicht zu drängeln. Aber warten und Glöckchen und so gibt’s bei uns nicht. Und auch die Deko ist sehr zurückhaltend bei uns. Gebacken wird nach Lust und Laune – kann auch Kuchen sein statt Plätzchen. Je nachdem, wonach uns ist. Ich finde, wir sollten versuchen, es möglichst entspannt und gut zu haben – gerade an Weihnachten. Und da brauchen wir kein „Programm“, sondern Spaß an der Sache 😉
Liebe Anna,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Wenn du als Profi sowas über meine Texte schreibst, werde ich immer ganz rot 🙂
Euer Weihnachtsfest klingt schön. Es ist doch am wichtigsten, dass jede*r es schön hat und alle Wünsche irgendwie gehört werden – und dass man sich überhaupt erstmal klar macht, dass man überhaupt die Wahl hat, Weihnachten passend zu gestalten. Und sollten die Vorstellungen dann auseinander gehen, findet man auch einen guten Mittelweg. Ich finde es immer so schade, wenn Menschen an Weihnachten gestresst sind (naja, eigentlich auch wenn sie sonst gestresst sind, aber an Weihnachten ist ja das Absurde, dass viele dann Dinge tun oder sich mit Menschen treffen, auf die sie eigentlich keine Lust haben, und die Erwartungen an Harmonie und Frieden trotzdem althergebracht groß sind. Und dann gibt es Stress und Streit schlimmstenfalls.)
Braten übrigens kann ich nicht nur nicht zubereiten, sondern esse ihn auch gar nicht mehr. Andere in der Familie wiederum stellen sich dieses Jahr Gulasch oder so vor. Und ja, auch da werden wir irgendeinen Weg finden, dass Weihnachten für alle schön ist.
Danke für Deine Rückmeldung und die Blognacht.
Liebe Grüße
Birte
👍👍👍 genauso sollten Weihnachten und das Leben sein! Weg mit den Traditionen, die hohl wirken, her mit neuen und eigenen. Oder gar keinen.
Ich halte es mit Pippi Langstrumpf: Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt. Auch an Weihnachten…
Schöne Adventszeit Christine
Liebe Christine,
ja, Pippi Langstrumpf, großartig! Von ihr ist auch noch ein anderes meiner Lieblingszitate: „Das habe ich noch nie probiert, deswegen bin ich ganz sicher, dass ich es schaffe.“ Vielleicht können wir das ja auch auf das Stricken unseres eigenen Weihnachtens (und Lebens!) anwenden. Das wäre schön. Auch Dir eine schöne Adventszeit!
Liebe Grüße
Birte
Liebe Birte,
grad gestern hatte ich eine handfeste Advents-Krise. Überall springt dich Deko an und jeder zeigt noch den grösseren und tolleren Adventskalender. Und dann erst Weihnachten! Wobei die Corona Weihnachten von letzem Jahr haben mir sehr gut gefallen. Wir durften nur 5 Menschen sein.
Aber den wirklichen Umbruch gab es, als ich vor 5 Jahren kurz vor Weihnachten 3 Tage mit meiner Mama in den Bergen war. Am 23. kam ich heim. Am 24. waren wir 11 Leute. Aus den Bergen habe ich Aufträge erteilt, jeder musste etwas fürs Essen mitbringen. Es gab Pizza am Tisch zubereitet und zum Dessert einen gekauften Kuchen. Das war herrlich.
Nur die Geschenkeschlacht, die war immer noch furchtbar. Jeder von jedem. Grösser, mehr und mehr. Wobei es bei den Grossen mittlerweile nur noch Geld ist. Finde ich dann auch schade. Darum gibt es neu Ausflüge. Für die Kids mit den Paten und für uns als Familie. Und manchmal packt es mich am 23. Dezember noch, dann stehe ich noch schnell für meine Freund:innen in die Küche und fülle ein Gläschen mit etwas Feinem. Schliesslich hat mein Blitz-Weihnachtsblog mit der schnellen Idee schon fast Tradition. Das vertrage ich dann am 24. im Dorf. So ist für mich Weihnachten.
Dieses Jahr sieht es stark nach „wenig erlaubt“ aus. Und was soll ich sagen? Ich freue mich schon riesig darauf. Beim Menü werde ich es halten wie du, die Kids dürfen sich etwas wünschen. Mal schauen, was es gibt (ich hab da so ne Ahnung 😉 Vielen Dank für die schöne Idee.
Liebe Grüsse
Karin vom Rührwerk
Liebe Karin,
danke für deinen Kommentar! Ich finde es einfach schön, sich Gedanken zu machen über das ganz eigene Weihnachten. Der Überfluss von allem möglichen muss ja nicht sein. Toll, dass ich mit dieser Idee nicht allein bin. Ich wünsche Dir und Euch frohe Weihnachten und wüsste zu gern, was es am Ende zu Essen gegeben hat 😉
Liebe Grüße
Birte
Liebe Birte,
dieses Jahr findet mein erstes minimalistisches Weihnachten statt. Endlich! Ich kenne es auch aus meiner Kindheit: das verschlossene Weihnachtszimmer, das festliche Essen an Heiligabend, Kirchgang davor mit den kleinen Kindern oder danach für die Älteren.
Wir mussten uns die Geschenke regelrecht erarbeiten: Sie lagen unter einer Decke versteckt auf dem Couchtisch und wir durften sie erst öffnen, nachdem jede von uns drei Schwestern ein Gedicht aufgesagt und mehrere Weihnachtslieder auf der Flöte gespielt hatten. Welch eine Folter! 😀
Unser minimalistisches Weihnachten 2021 startet am Nachmittag mit einem lockeren Come Together mit (gekauftem) Gebäck, Kaffee und Tee. Etwas später gibt es ein einfaches mexikanisches Gericht. Nur die Kinder erhalten Geschenke, wir Erwachsenen schenken uns nichts. Etwaige Mitbringsel für die Erwachsenen sollten aus Naturalien bestehen. Der „Tannenbaum“ ist eine kleine, dezent geschmückte Zuckerhutfichte im Topf, die wir jedes Jahr wiederverwenden. Wir sitzen ohnehin nur Heiligabend davor, da lohnt es nicht, einen größeren Baum zu kaufen. Den Abend lassen wir dann entspannt ausklingen.
Es tut gut, eigene Wege zu finden und umzusetzen. Danke für deinen tollen Blogartikel!
Liebe Grüße
Maria
Liebe Maria,
ich danke dir für deinen Kommentar! Dein Weihnachten hört sich auch superschön an – so richtig entspannt. Es ist interessant zu hören, wie viel Anklang der Gedanke an ein einfacheres Weihnachten findet: Viele machen es schon selbst so, wie du zum Beispiel. Andere lassen sich jetzt ganz spontan noch inspirieren. Habe schon sehr schöne Rückmeldungen dazu bekommen.
Ich wünsche Dir und Euch ein tolles Weihnachtsfest!
Liebe Grüße
Birte